Forschung

Die AEP AG ist als Kooperationspartner von verschiedenen Forschungseinrichtungen und Hochschulen in die Entwicklung einer neuen Generation von Planungs- und Steuerungsapplikation für Industrieunternehmen eingebunden.

Hintergrund der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der AEP AG:

Seltsamerweise spielt die Integration der ökonomischen Planungsrechnung der im Kontext von Industrie 4.0 so vielfach beschworenen „Echtzeitsteuerung“ und Planung bisher so gut wie keine Rolle. Die Diskussionen hierzu werden vielmehr und fast ausschließlich aus einer technischen und produktionswirtschaftlichen Perspektive geführt. Deutsche Unternehmen „investieren“ Studien zufolge zwischen 1 % und 2 % ihres Umsatzes für das jährlich wiederkehrende Ritual der operativen Unternehmensplanung. Für dieses Ritual ist in einem Zeitraum von drei bis vier Monaten ein Großteil der Führungskräfte mit Planungsaufgaben beschäftigt. Am Ende dieses Prozesses steht ein Planungsergebnis in Form einer Plan-Erfolgs- und Plan-Finanzrechnung. Diese aggregierten Planungsrechnungen bilden die quantitative Zusammenfassung der vereinbarten Ziele und beschlossenen Maßnahmen. Meist haben sich jedoch die Prämissen und die relevanten Parameter des Unternehmensumfeldes in diesem Zeitraum schon wieder signifikant verändert, womit die Planungsrechnung oft schon wieder obsolet ist. Industrieunternehmen geben heute also Milliarden von Euro aus, nur um am Ende eines langen Planungsprozesses ein qualitativ
schlechtes und zudem meist veraltetes Planungsergebnis zu erhalten. Dies steht in einem deutlichen Kontrast zu der aktuell geführten Diskussion der Planung und Steuerung in „Echtzeit“ im Rahmen von Industrie 4.0. Solange sich die Integrations- und Steuerungsvisionen von Industrie 4.0 rein auf die technische Dimension der Produktion beschränken, droht das gleiche „Desaster“, wie es schon bei dem I40-Vorläufer – dem Computer Integrated Manufacturing (CIM) – der Fall war. Auch in der CIM-Ära war von „Echtzeit“ und Integration technischer und kaufmännischer Geschäftsanwendungen die Rede. Die fehlende Berücksichtigung der monetären Geschäftsplanung im Industrie-4.0-Kontext führt zu der Frage, welchen Sinn eine rollierende Planung und Steuerung der Produktion in „Echtzeit“ haben soll, wenn nicht das ökonomische Spiegelbild der digitalen Smart Factory ebenso in „Echtzeit“ verfügbar ist?

Die Systeme der doppelten Buchhaltung, Kostenrechnung und Produktionsplanung müssen nicht neu erfunden werden. Was sich jedoch grundlegend ändern muss, sind die zur ökonomischen Planung und Steuerung verwendeten Softwarewerkzeuge und die in diesen Werkzeugen abgebildeten Planungsmodelle. Die Qualität von Softwarewerkzeugen zur Planungsunterstützung hängt einerseits davon ab, inwieweit die in ihnen implementierten Planungsmodelle einen Bezug zur Realität, d. h. zum realen System haben. Andererseits müssen die Ergebnisse von Simulationen sofort, d. h. ohne nennenswerten Zeitverzug zur Verfügung stehen, wenn relevante Parameter und Einflussgrößen verändert werden. Eine hohe Rechengeschwindigkeit ist jedoch wertlos, wenn das verwendete Modell nicht zum realen System passt. Und genau in dieser Hinsicht besteht der größte Mangel im Hinblick auf die in den Planungsprozessen verwendeten Softwaresysteme. Aus diesem Grund macht es auch keinen Sinn, sie mit den Datenströmen der Smart Factory verbinden zu wollen. Selbst wenn man es wollte, wird es nicht gelingen, da diese Planungsmodelle mangels adäquater Datenstrukturen mit den Datenströmen der Produktion gar nichts anfangen könnten. Wenn es gelingt, realitätsnahe Planungsmodelle in Softwaresystemen abzubilden und dabei auch noch Rechengeschwindigkeiten in „Echtzeit“ zu realisieren, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten der Planung und Steuerung von Industrieunternehmen. Dann kann auch die Kopplung mit der Smart Factory gelingen, wobei dann jede Änderung in der Produktionsplanung sofort ihre Auswirkungen in der Erfolgs- und Finanzrechnung zeigt. Damit entstehen rollierende Simulationsrechnungen, deren Trigger permanent auf bestimmte Ereignisse und veränderte Datenkonstellationen reagieren. Dafür muss jedoch keineswegs auf die Verwirklichung der Industrie-4.0-Visionen gewartet werden. Mit solchen neuen Planungswerkzeugen wäre auch „offline“ schon eine dramatische Verbesserung der gegenwärtigen Situation möglich. Verantwortliche Manager oder Controller könnten jederzeit veränderte Parameter, Entscheidungssituationen etc. im Hinblick auf ihre ökonomischen Auswirkungen in wenigen Sekunden durchspielen. Heute werden dafür im Rahmen von Forecasts und Erwartungsrechnung nicht selten noch mehrere Wochen benötigt, wobei die Qualität aufgrund unzureichender Planungsmodelle und Systeme auch noch mangelhaft ist. Die derzeit vorherrschenden Prozesse und Systeme der operativen Planung sind schon lange nicht mehr geeignet, um auf die zunehmende Volatilität der Märkte angemessen reagieren zu können. Zunehmende Internationalisierung, Digitalisierung, stark beschleunigte Kommunikationsprozesse, Finanz- und Währungskrisen sowie ein sich abzeichnender tiefgreifender Transformationsprozess der gesamten Wirtschaft erzeugen eine zunehmende Volatilität. Diese Volatilität scheint mehr und mehr zur neuen Normalität zu werden. Im Hinblick auf diese Entwicklung erscheinen die verwendeten Planungs- und Steuerungssysteme zunehmend ungeeignet, da sie in und für eine Zeit überwiegender Stabilität entwickelt wurden.